Für Einsteiger - Grundsätzliches Wissen
April 12, 2023Einführung
Dieser Aufsatz richtet sich an Einsteiger in die Welt der analogen Fotografie.
Zu Beginn stellen sich vielerlei Fragen: Welche Kamera soll ich kaufen? Was ist
die Blende? Was bedeutet Weitwinkel? Was ist wesentlich zu beachten? Kann die
alte Kamera vom Opa noch was? Etc. etc.
Man findet zu jeder sich stellenden Frage vielerlei Informationen im
Internet und in Büchern. Zum Einstieg braucht man nicht mehr zu verstehen, als
hier beschrieben ist. Oder versteht den Text als Ergänzung zu ausführlicheren
Erläuterungen im Internet um diese leichter verstehen zu können. Wer sich dann
tiefergehend den einzelnen Themen widmen möchte, wird in Literatur und Internet
sehr schnell fündig werden.
Die Kamera
Nimmt man das Objektiv von der Kamera ab, ist die Kamera nicht mehr, als
ein lichtdichtes Gehäuse mit einem Verschlussmechanismus. Dieser öffnet und
schließt für eine bestimmte Zeitspanne den Kameraverschluss und lässt so Licht
auf den eingelegten Film. Mehr Aufgaben hat die Kamera nicht. Redet man jedoch
im allgemeinen von Kameras, meint man Kameragehäuse und Objektiv zusammen.
Wichtigste Unterscheidungsmerkmale von Kameras könnten im weiteren sein, ob
beispielsweise das mit der Kamera zusammen verwendete Objektiv auswechselbar
ist und welche Verschlusszeiten die Kamera bietet. So gibt es Kameras die
können sehr schnelle Verschlusszeiten bis zu 1/1000 Sekunde, was in sehr heller
Umgebung von Nutzen sein kann. Üblicherweise können die meisten Kameras bis zu
1/500 Sekunde den Verschluss öffnen und schliessen, manche bieten aber auch nur
eine Verschlusszeit von schnellstens 1/175 Sek an. Der Fotograf ist natürlich
viel flexibler wenn er mehrere Wahlmöglichkeiten der Verschlusszeit hat.
Weiteres, wichtiges Unterscheidungsmerkmal ist der Sucher der Kamera um das
Bild bestimmen und scharfstellen zu können. Man kann die beiden wichtigsten
Arten von Kameras in „Sucherkamera“ und „Spiegelreflexkameras“ unterscheiden.
Sucherkameras sind häufig sehr einfache Konstrukte, die auch Vorteile bilden,
z.B. ist das Sucherbild meistens sehr hell und gut sichtbar. Aufgrund einer
nicht vorhandenen, weiteren Mechanik, wie z.B. bei einer Spiegelreflexkamera
das Klappen des Spiegels, welches immer eine Vibration der Kamera erzeugt, kann
man mit einer Sucherbildkameras bei relativ langer Belichtungszeit wie z.B.
1/20 Sek noch scharfe Fotos aus der Hand schiessen, in bestimmten Situationen
kein zu unterschätzender Faktor. Wesentlicher Nachteil kann sein, dass man den
Bildausschnitt nur so ungefähr sieht, da sich das Objektiv ja etwas verschoben
zum Sucher befindet.
Die Spiegelreflexkamera bietet dagegen den großen Vorteil, dass man durch
den Spiegelmechanismus das Bild direkt durch das Objektiv sieht und so sehr
viel genauer arbeiten kann, was Bildausschnitt und Schärfentiefe betrifft.
Wichtig zu beachten ist, für welches Filmformat die Kamera konstruiert ist.
Am verbreitetsten ist hier sicherlich die sog. Kleinbildformatkamera. Bedeutet,
dass hier der allgemein bekannte 35mm Film, der sich in einer kleinen Art von
Rolldose befindet, welche in die Kamera eingelegt wird, verwendet wird. Im
Gegensatz dazu gibt es noch die Mittelformat- oder Großformatkamera, welche
andere Filmformate nutzen. Zum Einstieg in die analoge Fotografie würde ich
aber davon abraten wollen, sich damit zu beschäftigen.
Kleinbildformat klingt ein wenig bescheiden aber zum Vergleich sei angemerkt,
dass das Kleinbildformat vergleichbar hohe Auflösung bietet, wie gute digitale
Kameras. Einige der berühmtesten Fotografen haben ihrer Meisterwerke im
Kleinbildformat fotografiert. Kleinbildformatkameras können sowohl Spiegelreflexkameras
als auch Sucherkameras sein.
Ein besser oder schlechter gibt es hier meiner Meinung nach nicht, es kommt
immer darauf an, was der Fotograf in welcher Situation fotografieren will und
welcher persönlichen Vorlieben er in Handhabung und Haptik hat.
Das
Objektiv
Das Objektiv ist für die Qualität und die Abbildungsgröße des zu
fotografierenden Objektes maßgeblich.
Bei Objektiven mit fester Brennweite wird die Abbildungsgröße des
Bildgegenstandes alleine durch den Abstand des Fotografen zu dem zu
fotografierenden Objekt definiert. Will man das Objekt größer im Bild haben,
geht der Fotograf näher heran, will er es kleiner haben und den Bildausschnitt
in Relation zum Objekt vergrößern, entfernt sich der Fotograf weiter vom zu
fotografierenden Objekt. Im Gegenteil dazu gibt es sog. Zoomobjektive, mit
denen sich der Fotogegenstand weiter entfernt oder näher abbilden lässt, ohne
das der Fotograf seinen Standpunkt verändert. In der Regel ist die
Abbildungsleistung bei Objektiven mit fester Brennweite von höherer Güte.
Allerdings werden heutzutage hochklassige Zoomobjektive hergestellt, die eine
vergleichbare Güte bieten. Zoomobjektive bieten dazu eine höhere Flexibilität,
sind aber häufig auch sehr teuer. Zum Einstieg in die Fotografie wird allgemein
empfohlen mit Festbrennweiten zu arbeiten um das fotografische Auge und die
fotografische Kreativität zu schulen.
Die Brennweite des Objektivs wird durch die Millimeterzahl angegeben. Man
unterscheidet zwischen Weitwinkel-, Normal- und Teleobjektiven.
- 45-50mm Brennweite wird als „Normalobjektiv“
bezeichnet, weil es am ehesten dem Bildausschnitt und Auffassung des
menschlichen Auges entspricht - ab 35mm abwärts, spricht man von
Weitwinkelobjektiv - ab ca. 85mm aufwärts wird so langsam von einem
Teleobjektiv gesprochen, eher aber so ab 105 mm von richtigem
Teleobjektiv.
Was bedeutet dies nun? Letztendlich wird durch die Brennweite die
Abbildungsgröße definiert.
Bei kleineren Brennweiten ist die Abbildungsgröße eines Objektes kleiner,
man bekommt also einen größeren Bildausschnitt auf das Bild. Entsprechend bei
größeren Brennweiten erscheint das Objekt größer im Bildausschnitt , der
Bildausschnitt ist kleiner..
Man kann sich jetzt fragen, wieso verwenden Fotografen verschiedene
Brennweiten? Man kann doch die Größe des zu fotografierenden Objektes allein
durch den Abstand definieren. Gehe ich näher dran, wird das Objekt größer im
Bild, entferne ich mich, wird es kleiner im Bildausschnitt. Das ist richtig,
leider entstehen technisch bedingt, optische Verzerrungen des zu
fotografierenden Gegenstandes, wenn man eine bestimmte Nähe unterschreitet. Bei
der Porträtfotografie entstehen so beispielsweise überlange Nasen oder große
Ohren – das mag man nicht immer. Inwiefern der Fotograf diese Verzerrungen
akzeptiert oder gar wünscht oder eben vermeiden will, entscheidet über die Wahl
der optimalen Brennweite in bestimmten Situationen und natürlich ist man als
Fotograf nicht immer in der Situation, sich den Standpunkt und Abstand zum
Objekt aussuchen zu können. Ein weiterer Faktor ist die jeweilige Schärfentiefe, die unter anderm auch von der Brennweite des Objektivs abhängig ist. Auch hier entscheidet der Fotograf bewusst, ob er mit einer geringeren Schärfentiefe oder einer weiteren Schärfentiefe ein Objekt abbilden möchte.
Am Objektiv hat der Fotograf eine weitere wichtige Funktion zur Verfügung,
die Blende. Die Blende bestimmt, wie groß die Öffnung ist, durch die das Licht
auf den Film trifft. Ist die Öffnung kleiner, kommt weniger Licht in einer
durch die Verschlusszeit bestimmten Zeit auf den Film, öffnet man hingegen die
Blende, kommt mehr Licht auf den Film. Das besondere dabei ist, dass der
Fotograf anhand der Blendenöffnung den Schärfentiefe-Bereich bestimmt. Der
Blendenwert wird mit „f“ bezeichnet. Kleiner Blendenwert z.B. f 2,8 bedeutet
eine weit geöffnete Blende, eine höher Wert z.B. Von f 8 bis f 22bedeutet eine mehr
geschlossene Blende. Höhere Blendenwerte bieten mehr Schärfentiefe, kleinere
Werte (weiter geöffnete Blende) sorgen für häufig gewünschte geringe
Schärfentiefe, also für das sog. Bokeh im Vorder- oder Hintergrund und besseres
Freistellen eines Objekts.
Die
Belichtung
Egal, welche Kamera oder welches Objektiv genutzt wird. Die Belichtung
eines Bildes setzt sich immer aus drei Parametern zusammen: Blende, Belichtungszeit und Filmempfindlichkeit.
Die drei genannten Parameter haben Einfluss aufeinander und sind daher
aufeinander abzustimmen und das gewünschte Resultat zu erreichen.
Kurzes Beispiel: Will ich einen schnell fahrenden Rennwagen in seiner
Bewegung einfrieren, weil ich ihn scharf und deutlich auf dem Bild festhalten
möchte, wähle ich eine möglichst kurze Belichtungszeit. Kurze Belichtung
bedeutet aber auch weniger Helligkeit, was wiederum bedeutet, ich muss mehr
Licht durch die Blende hindurch lassen um die kurze Belichtungszeit wieder
auszugleichen um das Bild hell genug zu bekommen. Die jeweiligen Zeiten und
Werte sind auf die Filmempfindlichkeit anzupassen. Bei Sonnenlicht könnte ich
sicherlich mit einem ISO 100 Film gute Ergebnisse erzielen. Bei einem
Nachtrennen müsste ich einen empfindlicheren Film wählen und das deutlichere
Korn akzeptieren.
Möchte ich wiederum ein Motiv mit einer großen Schärfentiefe fotografieren,
z.B. bei einer Landschaftsaufnahme – würde ich die Blende eher schließen.
Dadurch gelangt weniger Licht auf den Film. Ausgeglichen bekommt man dies mit
einer längeren Belichtungszeit. Es kann sein, dass die Belichtungszeit so lange
einzustellen ist, dass man nicht mehr scharf aus der Hand fotografieren kann,
dann muss ein Stativ genutzt werden.
Hilfreich dabei ist, zu wissen, dass die Helligkeit von Wert zu Wert des
jeweiligen, einzelnen Parameters linear zu-, bzw. abnimmt.
Beispiel: Ausgehend von einer Einstellung von Blende f8, Belichtungszeit
1/250 Sek und einer gegebenen Filmempfindlichkeit von ISO 100, würde das Bild
doppelt so hell werden, wenn man einfach die Belichtungszeit verdoppelt, also
bei dem Beispiel ausgehend von der Belichtungszeit 1/250 Sek, die
Belichtungszeit auf 1/125 Sek verstellt.
Ebenso verhält es sich mit der Filmempfindlichkeit. Würde ich, ausgehend
von der Anfangseinstellung mit der Belichtungszeit von 1/250 Sek und Blende f8,
einen Film mit ISO 200 anstatt, ISO 100 verwenden, würde sich auch hier die
Helligkeit verdoppeln.
Bei der Blende verhält es sich ähnlich, allerdings sind die einzelnen
Blendenschritte nicht linear. Erstmal die gängigen Blendenwerte:
f1.8, f2.8, f4, f5.6, f8, f11, f16, f22
Hier verdoppelt, bzw. halbiert sich die Helligkeit von Wert zu Wert. Wir
gehen wieder von f8 bei einer Belichtungszeit von 1/250 Sek und dem Film mit
ISO 100 aus. Öffne ich die Blende von f8 auf f5.6, wird das Bild doppelt so
hell. Schliesse ich die Blende etwas weiter, also von f8 auf f11, wird das Bild
nur halb so hell, also dunkler.
Das sind dann auch schon die wesentlich zu beachtenden Parameter, um
technisch gute Bilder zu fotografieren. Gestalterische Fragen wie
Bildkomposition, Filter, Lichtgestaltung, Perspektive, Farbfilm oder Color, Art
der Entwicklung und Vergrößerung des Negativs etc, liegen alleine im Ermessen
des Fotografen.
Zum Schluss bleibt noch zu sagen, Übung macht den Meister. Fotografiert so viel
ihr könnt. Notizen machen, zu besonders gelungenen oder nicht gelungenen
Bildern, ist zu Studienzwecken sehr hilfreich und sollte nicht vernachlässigt
werden.