Entwicklung von Kleinbildfilm mit Rodinal

Rodinal

Es gibt unzählige, unterschiedliche Entwickler auf dem Markt. Ich bin bisher bei Rodinal geblieben. Nicht wo sehr weil ich denke, dass Rodinal zwingend der beste Entwickler ist; andere Entwickler bringen sicherlich genauso gute oder sogar bessere Ergebnisse in bestimmten Situationen. Sondern weil erstens die Handhabung wunderbar unkompliziert ist, zweitens ist Rodinal sehr wirtschaftlich und last not least, muss ich mir keine Gedanken über die Haltbarkeit machen. Nur wenn die Auflösung maximal und das Korn äußerst fein sein soll, greife ich zu den SPUR HRX Fläschchen, ein Feinkornentwickler, mit dem sich erstaunliche Resultate erzielen lassen.

Entwickler: Rodinal1+100 Standentwicklung, Film: AgfaAPX100

Ich will aber auch sagen, ich bin weder Wissenschaftler noch Chemiker, ich messe nichts und ich analysiere keine Zusammensetzungen. Ich fotografiere nur und schreibe mir ein paar Dinge wie Mischverhältnis, Filmtyp und Entwicklungszeit auf, schaue mir die Bilder an und vergleiche diese miteinander und erlaube mir daraus den ein oder anderen Rückschluss zu ziehen. 

Genauso, wie es viele unterschiedliche Entwickler auf dem Markt gibt, gibt es noch mehr verschiedene Filme. Bei Rodinal kommt dazu, dass der Entwickler in vielerlei Konzentration angewendet werden kann, gängig sind Mischverhältnissen von 1+25, 1+50, 1+75, 1+100  oder sogar 1+200, die Konzentration des Entwicklers und die Entwicklungszeit haben Auswirkung auf den Kontrast und die Körnung des Bildes. Glücklicherweise sind Entwicklungszeiten für alle möglichen Filme im Internet für Rodinal leicht zu finden. Leicht zu finden sind ebenso unzählige Hinweise und Empfehlungen von an Fotografie interessierter Menschen. Am Ende kommt man nicht drum herum, eigene Erfahrungen zu machen aber als Aufsetzpunkt für eigene Tests, können die vielen Tipps und Hinweise im Netz hilfreich sein. 

Entwickler: Rodinal 1+25, Film: AgfaAPX400

Mit allen gängigsten Filmen  konnte ich gute Resultate erzielen…. Ilford FP4+, Ilford HP5, als auch Fuji Acros100 und Kodak TX400. Genauso haben auch Fomapan 100 und AgfaAPX100 zu guten Ergebnissen geführt. Flachkristallfilme wie Ilford Delta 100 oder 400 sind nach allgemeiner Ansicht weniger gut zur Entwicklung mit Rodinal geeignet, daher habe ich bisher mit diesen keine Tests durchgeführt.

Aber nun zur praktischen Anwendung.

Ich bin der Meinung, dass die Wahl des Entwicklers rein technisch nicht das ausschlagende Kriterium für eine gelungene Fotografie ist. Viel wichtiger sind die handwerklich-fotografischen Eigenschaften. Wurde das Motiv nach sinnvollen fotografischen Kriterien wie Klarheit, Tiefe, Räumlichkeit und Interessantheit ausgewählt? Ist das Objekt scharf fotografiert, stimmt die Belichtung, ist die Komposition des Bildmotivs gelungen? Wenn dies tatsächlich der Fall ist, dann kann die Wahl des richtigen Filmes und die bestmögliche Anwendung des gewählten Entwicklers, die guten fotografischen Eigenschaften des Bildes unterstützen.

Wieso schreibe ich das? Gerade bei Rodinal kommt es darauf an, dass das Foto in Gänze gelungen ist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass auf dem gleichen Film Bilder, die unter den gleichen Lichtbedingungen gemacht wurden, nicht zu gleichen Ergebnissen führen. Wenn die Belichtung nicht ideal ist oder die Komposition nicht stimmt, dann entblößt Rodinal ziemlich gnadenlos diese Bildschwächen. Das ist vielleicht der wichtigste Hinweis zum Arbeiten mit Rodinal: Ein gutes Foto ist die Grundlage für ein gut entwickeltes Negativ.

Das Mischverhältnis

Mit Rodinal hat man viele Möglichkeiten durch die Entwicklung Einfluss auf das Ergebnis zu nehmen. Durch Anpassung der Entwicklungszeit kann man die Kontraste steuern, durch die Wahl des Mischverhältnisses hat man Einfluss auf die Wahrnehmung etwaiger wichtiger Details. Ganz allgemein heißt es, Entwicklungen mit höheren Konzentrationen wie 1+25, steigern die Kontraste, durch weniger hohe Konzentration des Entwicklers wie 1+75 oder 1+100, kann ein höheres Schärfeempfinden und weniger Körnung erreicht werden und die höhere Verdünnung hat eine ausgleichende Wirkung auf die Kontraste. Damit hat man gute Möglichkeiten der Steuerung der Negativentwicklung. Im Idealfall macht man sich von vornherein Gedanken darüber, was man fotografiert und welches Resultat man am Ende haben möchte. Man wählt dazu den richtigen Film aus und passt die Möglichkeiten von Rodinal an den Entwicklungsprozess für einen bestimmten Film an.

Ich habe den Eindruck, dass Rodinal insbesondere auf Überbelichtung mit unschöner Körnigkeit reagiert. Was damit zusammen hängen kann, dass Rodinal bei höherer Konzentration, also z.B. 1+25 die Filmempfindlichkeit besser ausnutzen soll. Von daher gälte das bereits bei der Belichtung des Films zu beachten.

Kurz zum Kipprhythmus: Ich kippe initial die erste Minute und dann jede weitere Minute ein bis dreimal, ich denke ein eher sanfteres Kippen ist hilfreich.

Entwickler: Rodinal 1+25, Film: Agfa APX100, Filter: Rotfilter

Entwickler: Rodinal1+25, Film: Ilford FP4

Entwickler: Rodinal 1+50, Film: AgfaAPX100

Eine allgemeingültige Regel für Rodinal bezüglich der Darstellung des Bildkorns abzuleiten ist mir bisher nicht gelungen. Negative, die mit einem Mischverhältnis von 1+50 entwickelt wurden, können deutlicheres Korn aufweisen als ein Bild welches mit der Konzentration von 1+25 entwickelt wurde, und dies bei Nutzung des gleichen Films. Ein schönes Korn kann man aber durchaus auch bei einer 1+25 Mixtur erreichen, wenn das Foto gelungen ist.

In der Realität findet man leider nicht immer die Idealbedingungen in einer fotografischen Situation vor. Das Licht verändert sich, es passieren spontane, unvermutete Ereignisse, man hat wichtige Details im Vorfeld nicht bedenken können und, und, und…. Auf dem Film können sich also verschiedenste Motive unter unterschiedlichsten Lichtsituationen befinden, vielleicht weiß man noch nicht einmal mehr welchen Film man nun in der Kamera hat.

Standentwicklung

Hier bietet Rodinal die wunderare Möglichkeit der Standentwicklung, die vielleicht einfachste Art der Entwicklung: Ein hohes Mischverhältnis von 1+100 wird angesetzt, dann die erste Minute kippen und nun den Film in der Entwicklerdose 60 Min. stehen lassen. Man kann hier mit den Zeiten variieren, 45 Min., 50 Min., wie so häufig – das muss jeder für sich selber ausprobieren. Man kann auch zwischendurch, nach 30 Min. einmal, zweimal, dreimal kippen, das nennt man Semistand-Entwicklung. Ich habe mit Stand- und Semistandentwicklung beste Erfahrungen gemacht, hohe Schärfe bei recht feinem Korn und ein schönes ausgeglichenes Negativ. Die Ausgeglichenheit zwischen den Kontrasten fällt angenehm auf. Der hohe Schärfeeindruck soll sich über den sog. „Kanteneffekt“ ergeben. Ein Effekt, der an den Rändern zwischen hellen und dunklen Bildanteilen auftritt und bei welchem eine erhöhte, ganz feine Kantenschwärzung eintritt. Ich kann weder bestätigen noch bestreiten, dass dieser Kanteneffekt tatsächlich entsteht. Im Kleinbildformat ist das schwer auszumachen, ich habe auch gelesen dass dieser Effekt nur bei Planfilmen entsteht, also bei Entwicklung in der Schale und nicht durch Kippentwicklung. Was ich aber bestätigen kann, dass ich tatsächlich Negative mit einer sehr hohen Schärfewirkung im Standentwicklungsprozess entwickeln konnte, die einen sehr hohen Detailreichtum aufweisen. Von daher tendiere ich dazu diese Wirkung bei bestimmten Fotografien diesem Effekt zuzuschreiben.

Grundsätzliche Herangehensweise

Entwickler: Rodinal1+25, Film: FujiAcros100

Für mich hat sich eine grundsätzliche Handhabung herauskristallisiert. Bei Porträtaufnahmen erwäge ich mit höherer Konzentration des Entwicklers, also mit einem Anteil von 1+25 oder 1+50 zu arbeiten. Für Landschaftsaufnahmen oder wenn ich feine Details auf einem Bild herausarbeiten möchte, würde ich ein Mischverhältnis von 1+100 Anteilen bevorzugen. Aber das nur als grobe Orientierung, eine schroffe Landschaft fotografiert, kann natürlich durch weniger feines Korn auf dem Bild profitieren. Genauso kann ein Portait von einem bestimmten Menschen durch feineres Korn besser wirken.

Fazit

Rodinal ist ein vielseitiger, wirtschaftlicher Entwickler, mit dem hervorragenden Resultate erzielt werden können. Die Handhabung von Rodinal ist einfach und die verschieden Mischverhältnisse auszuprobieren macht Spaß. Wer etwas mehr Zeit hat und ganz entspannt entwickeln möchte, wird Gefallen an der Methode der Standentwicklung finden.

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